Aus der Sprotlich[t]: unser Trainer für das Rollstuhlfechten

| Fechten

JÜRGEN ZIELINSKI-LICK
geboren 27.10.1962 in der Steiermark, Österreich.
Ingenieur für elektrische Nachrichtentechnik und Elektronik


Sportlaufbahn:

  • Mit 9 Jahren linker Verteidiger beim KSV Eishockey, positionsbedingt intensiver Körperkontakt mit den gegnerischen Stürmern.
  • Mit 10 Jahren Einstieg ins Fechtleben mit dem Florett, ich habe die Eishockey-ferne Mensur genossen und mir die Gegner vom Leib gehalten.
  • Nach 2 Jahren in allen 3 Waffen habe ich mich für den Degen entschieden, die Kampfrichterentscheidungen waren etwas frustrierend. Die Trefferfläche im Degen ist meiner Meinung nach sehr realistisch, ebenso das Timing – der schnellere Fechter bekommt den Punkt.
  • Mit 16 Jahren wurde ich vom ungarischen Fechtmeister Janos Kevey ausgebildet, der eine sehr explosive Fechttechnik gelehrt hat. Ein Flecheangriff, bei dem man nach dem Treffer beinahe zum Sturz kam, war perfekt. Auch mussten wir im Wettkampf mindestens 240 Meter auf der Fechtbahn zurücklegen, sonst war er nicht zufrieden. Versuchsweise hat er einen jugendlichen Leichtathleten angesprochen, ihm 3 Klingenaktionen beigebracht und natürlich einen langen fliegenden Flecheangriff. Nach 12 Monaten war der junge Mann Juniorenweltmeister in allen 3 Waffen. Gerne kann ich Euch ein paar seiner legendären Übungen zeigen – auch zum Thema Rückenmarkreflex. In dieser Zeit gewann ich Landesmeisterschaften und Bundesmeisterschaften als Junior.
  • Während Studium und Arbeit habe ich als Hobbyfechter versucht „regelmäßig“ zu trainieren und war Mitglied beim
       OSC München / Hochschulsport UniBwM
       MTV München
       SV Einheit Altenburg (Thüringen)
       MTV München
  • Seit 2011 im FechtClub München (Vorstandsmitglied).
  • 2012 bin ich wieder in den österreichischen Verband eingetreten und bin seither für die Veteranen Nationalmannschaft nominiert und starte bei Europa- und Weltmeisterschaften.
  • Österreichischer Staatsmeister im Degen wurde ich 2013. Bestes Ergebnis war Platz 31 bei den Europameisterschaften in Chiavari. Und ich bin sehr gut „coachbar“ beim Wettkampf – ich mache ALLES was mein Trainer sagt, er hat ja den besseren Überblick und ich sehe das Gefecht nur von vorne...

Mein Trainer:
Artur Wojtyczka aus Bonn: www.art-fencing.de, wir können für Eure Talente gerne mal wieder
ein Fechtcamp am Wochenende mit ihm machen. Infos auf www.fechtmeisterei.de.

Etwas verrückt bin ich natürlich auch, nach meinem Motto: „Ganz gefahrlos lässt sich keine
Gefahr überwinden!“

Bei den diesjährigen Weltmeisterschaften war der neue französische Karbon Degengriff von Leon Paul ausgestellt. Ich hielt ihn in der Hand und mein Unterarm sagte zu mir: Der ist genial, kauf ihn!

Noch nie hatte ich bisher mit einem „Franzosen“ einen Stoß ausprobiert. Am nächsten Tag war es so weit: die Vorrunde mit einer völlig unbekannten Grifftechnik – alle haben gefragt „Warum machst Du das bei der WM?“ Meine Antwort: „Einen besseren Test als mit diesen Gegnern gibt es nicht!“

Gefecht 1 deutlich verloren (2:5), Gefechte 2, 3 und 4 knapp verloren (4:5). Dann wackelte der neue Griff, Wechsel zum alten Pistolengriff: Gefecht 6 gewonnen (5:2).

Mein Fazit: mit Pistolengriff wären 4 Siege drin gewesen = Platz 14 – 27. Mein K/O Gefecht habe ich mit dem neuen Franzosen verloren (9:10) und wurde 77. Also heißt es jetzt für mich mit dem „Franzosen“ zu lektionieren und dann 16. Platz bei der nächsten EM 2019...

Ich finde es toll, dass mir unser Sport auch nach 46 Jahren neue Aufgaben stellt.

Warum ich das erzähle?
Genauso ist es mit dem Projekt Rollstuhlfechten.
6.000 EUR für das Originalgestell zu bezahlen ist deutlich zu viel für ein Angebot, das vielleicht nicht klappt. Also haben wir das selbst gebaut – siehe https://fechten-inklusiv.de/unser-fechtgestell-ein-unikat/ , nach meinem Motto Nr. 2: Wenn es keiner macht, macht ́s keiner!

Aktuell versuche ich meine Wettkampfreisen zu optimieren – nach dem Motto: einmal anreisen, mit allen 3 Waffen fechten.

Beim KTF München lerne ich jetzt Säbelfechten und mein Trainer Artur ist ohnehin ein Florettspezialist.


Ich freue mich schon auf den Wechsel in die 60+ Klasse in 4 Jahren, da bin ich dann der Jüngste!

Im April ging's für mich zum Trainerlehrgang der International Wheelchair & Amputee Sports Federation.
Jetzt hat der TSV-Trudering einen IWAS certified wheelchair fencing coach für Degen, Florett und Säbel im Angebot.

Auf jeden Fall finde ich es sehr toll, dass wir gemeinsam Rollstuhlfechten in München anbieten!

Danke für die herzliche Aufnahme, Jürgen